Seit vielen Jahren arbeite ich gerne zu Beginn einer Therapie mit den Achtsamkeitsübungen nach Thich Nhat Hanh. Er spricht nie von den feinstofflichen Körpern, aber alle seine Übungen sind so konzipiert, dass man in seinen Körper wieder hinein und hinunter kommt. Eine schöne Übung, die man überall und in kurzer Zeit machen kann, ist die Vorstellung, dass man im Sonnenschein läuft und den Sonnenschein durch den Körper und durch die Fußsohle bis hinunter in die Erde lässt, solange, bis sich unter den Fußsohlen im Sonnenschein eine schöne Blüte in der Erde bildet, die beim nächsten Schritt aus der Erde kommt.
Aber - wer wieder tief in seinen Körper hinunter kommt, wird dort nach einiger Zeit Emotionen treffen, die er vor langer Zeit nicht hatte spüren wollen. Wegen dieser verdrängten Emotionen war man schon vor langer Zeit „nach oben weg gegangen“ und jetzt geht es darum zu lernen, mit Achtsamkeit diese Emotionen aufzuarbeiten und zu verwandeln.
Thich Nhat Hanh erläutert in seinem Buch "Umarme Deine Wut", wenn alte Emotionen wie etwa die Wut hochkommen, soll man dieser Wut soviel Zeit zum Hochkochen lassen, wie Kartoffeln zum Garen brauchen. Dann soll man dieser Wut soviel Liebe und Achtsamkeit geben, wie man als Kind gebraucht hätte. In der geführten Meditation Umwandlung und Heilung "über Angst, Wut und Achtsamkeit" zeigt Thich Nhat Hanh, dass man diese Emotionen umwandeln kann, wenn man diese "unliebsamen" Emotionen nicht wegdrückt, sondern in sie hineingeht.
Prof. Joachim Bauer sagt in dem Film "Heilen jenseits der Schulmedizin", dass man früher diese Techniken für Scharlatanerie gehalten hätte. In letzter Zeit habe man aber gemerkt, dass diese Techniken oft weit wirkungsvoller wären als die Schulmedizin.
Die amerikanische Psychoanalytikerin und Säuglingsforscherin Prof. Beatrice Beebe berichtet in dem Artikel "Das Gedächtnis des Körpers" im GEO Heft, Februar 2013, dass in einer Zeit zwischen der Empfängnis und dem 5. Lebensjahr die Emotionen, die man wegdrückt, in die Zellen eingelagert werden. Dadurch entsteht das Zellgedächtnis - also in einer Zeit, an die mein Gehirn keine oder fast keine Erinnerung hat. In dieser Zeit entstehe "mein Lebensprogramm". Diese weggedrückten Emotionen wären in jeder Zelle gespeichert. Sie beeinflussen unbewusst im späteren Leben die Reaktionen. Deshalb erscheint es wichtig, wenn man seine unliebsamen Emotionen aufarbeiten will, dass man immer bis in die Kindheit zurück schaut (Peter Levine: "go back to Mammy and Daddy"). - (CD 2 Befreiung der Emotionen). Viele Menschen würden in diesem frühen Alter - um diese Emotionen nicht zu spüren - anfangen zu dissoziieren.
Frau Professor Beebe vertritt die Meinung, dass jeder 10. Mensch in Deutschland an "Gefühlsblindheit (Alexithymie)" leide. Diese Menschen seien gar nicht mehr im Kontakt mit ihren Emotionen.
Hier erlebe ich, dass viele der schwerkranken Patienten, die zu mir kommen und z.B. an Multipler Sklerose, Brustkrebs oder ähnlich schwerwiegende Krankheiten leiden, mir berichten, dass sie sich, solange sie sich erinnern können, immer bemüht haben, lieb zu sein und es den anderen recht zu machen (d.h. zu dissoziieren). Diesen Menschen fällt es sehr schwer – oft gelingt es gar nicht – ihre normalen Gefühle zu spüren, geschweige denn Kontakt mit ihrem unbewussten "Schatten" aufzunehmen.
Prof. Joachim Bauer schreibt in seinem Buch "Das Gedächtnis des Körpers", dass diese nicht erlaubten Emotionen nicht nur einfach als Emotionen, sondern in Form von chemischen Stoffen eingelagert werden - vor allem in der Amygdala – einem Gehirngebiet, auf das mein "kluges" Gehirn keinerlei Zugriff hat.